Wer mir von meinen vielen Nachbarn am Liebsten ist, kann ich so gar nicht sagen. Da ist die 96-jährige Emma, die jedes Jahr ein anderes ihrer klassischen-moderne Fenster des Loos-Schülers, gegen ein praktisches Internorm Plastikfenster austauschen lässt und sich keinen Tag denkt, daß sich das in ihrem hohen Alter doch gar nicht mehr auszahlt. Oder die Indonesen mit ihren extravaganten Einladungen und Fahnenparaden, oder die, die immer so laut Theo, Theo, Theo (siehe auch isst du wirklich Löwenzahn) über den Block rufen, oder der Lubo, der mir immer mit Kärcher, Spitzhacken oder Transportern aushilft und mich mit Kindergartenprojekten auf den Malediven beschäftigt. Oder aber auch, die mit den süßen Mädchen, dem riesen Trampolin und kein Zaun dazwischen. Aber jetzt einmal, ganz abgesehen von dem Nachbarn mit dem fast Eisbärengehege, siehe auch keine einstweilige Verfügung und Spaghetti ping-pong, mag ich gerade heute die besonders, die ich ehrlich gesagt gar nicht kenne, nie aus dem Fenster schauen, auch noch nie ein Post-Paket übernommen hab, nicht einmal einen Namen kenne, vielleicht wohnt da gar keiner? Auch da ist kein Zaun dazwischen und ich hab die wilde Wiese im Auge mit den kleinen weißen Buschwindröschen, dem wilden Schnittlauch, klettere die kleine Mauer rauf, pflück ein Büschl Schnittlauch und leg mich in die Nachbarwiese. Danke Zeitumstellung, daß ich am Abend noch was seh, danke Frühling, daß alles so sprießt, danke Nachbar, und wo bist du eigentlich, würd dich jetzt wirklich gerne von meinem Topfenkräuterdings mit deinem wilden Schnittlauch kosten lassen!
Genug für alle Nachbarn: 1/4 Topfen (20%) mit 1/4 weiche Butter mit der Gabel zerdrücken, 1/4 Sauerrahm, mit jede Menger wilder grüner Kräuter (hier wilder Schnittlauch, Bärlauch und Girsch – geht natürlich auch mit normalo Schnittlauch, Petersilie) mischen, Salzen und Pfeffern und ab auf ein Brot streichen.
Schmatz nur so weiter, du Frühling du!
Was schmatzt da so, frag ich mich und rupf dazu den Bärlauch aus der Erde. Der Bärlauch, wie ich in der Kurier Zeitung lese, bei dem die Blätter schon am Boden entspringen und nicht erst am Stängel – kann Dein Leben retten! Dieses Schmatzen, das ich da höre ist vielleicht mehr so ein kleines Knacken gemischt mit Papiereselsohrabtrennen und liegt geräuschmäßig zwischen einem kurzen Klettverschlussreißer und Uhutubenaufschrauber, nein, oder doch, es ist ein Schmatzer, eindeutig. Und es geht so schmatz, schmatz……schmatz…..schmatz, schmatz, schmatz,……schmatz…..schmatz….und so weiter. Jetzt geh ich das Geräusch suchen, hinten, in der Gartenecke, da bei dem dicken Stamm, weiter oben und schau in die noch nackerte Baumkrone vom Kastanienbaum zum Nachbarn rüber. Da! Da ist es. Das Schmatzen kommt von den Knopsen, die in der Sonne, heute, justamend zu Frühlingsbeginn aufplatzen und dabei dieses Schmatzgeräusch von sich geben. Ich steh da, mit meinem Büschl Bärlauchstrauß und weißt du was, ich schmatze gleich zurück mit meinem superschnellen Bärlauchwok. Schmatz nur so weiter, du Frühling du!
Zutaten für 2 Personen:
Eine weiten Griff voll Bärlauch – siehe Bild oben.
Eine festen Griff voll Spaghetti (hier Dinkelspaghetti)
1 EL rote “Pfeffer”beeren und 1 EL Sesamsamen
Salz, etwas Sesam oder neutrales Öl, Spritzer Sojasauce
In einem WOK die gestossenen roten Beeren (“roter Pfeffer”) und Sesamsamen mit wenig Öl kurz rösten, darin den sauberen Bärlauch anbraten, al dente gekochte Spaghetti dazu, salzen, fertig, schmatzen!
Bärlauchomlette, voll stabil
Geh bitte, was willst jetzt mit dem Bärlauch? Kann doch keiner mehr hören, Bäääähhlauch. Das ist doch so eine überschätzte Jahreszeitenpflanze wie Kürbis. Eine geschmackliche Einstimmung auf eine Jahreszeit, Hauptsache die Farbe am Teller passt zur Deko und zum Flow. Grün=Frisch=Frühling=neuer Anfang, so klischee, als ob es keine anderen Kräuter und Pflanzen gibt, die man bunt verkochen kann. Stimmt ja auch. Aber was soll ich machen, er schiesst wienurwas aus meiner Erde, direkt vor meiner Nase und ich geb mich geschlagen, ja, und mach mich unbeliebt, weil im Eiskasten sind nur Eier, Parmesan und Schlagobers, daneben ein hungriges Kind, verquirle 2 Eier mit einem Schuß Schlagobers, schneide frisch gepflückten Bärlauch rein, ab in eine Pfanne mit Butter, schön auf einer Seite braun werden lassen, bis die Oberfläche stockt, salzen, pfeffer, zusammenklappen, Parmesan und Zitrone drüberreiben, und jetzt das Kommentar vom Kind: voll stabil! Kommt in den Wortschatz (sowie das Gegenteil unstabil) und zu den Rezepten mit Bärlauch. Achtung beim Selberpflücken und ja nicht mit den Blättern der Maiglöckchen verwechseln, wäre sehr unstabil!
Ein kleine Auswahl an Rezepten mit Bärlauch von anderen Blogs:
Ziii..kocht
Esskultur
Compliment to the chef
Simply4Friends
Stepfordhusband
Warme Küche
Schönen Tag noch